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Wie die Community sozial funktioniert

Wir sind eine bunte Gemeinschaft von sehr unterschiedlichen Menschen. Wir sind auch selbst erstaunt, dass wir miteinander auskommen, manche schon seit mehr als 20 Jahren.

Jeder Mensch ist anders

Man geht ja immer davon aus, wenn man sich neu trifft, dass der andere Mensch die Welt ähnlich sieht und erlebt wie ich. Lernt man ihn näher kennen, merkt man erst, dass das leider gar nicht so ist. Und lernt man sich noch besser kennen, zeigt sich, dass die anderen Menschen nicht nur ein bisschen verschieden von mir sind, sondern restlos anders sehen, riechen, schmecken (da lässt sich’s sofort feststellen, was der eine mag, mag der andere nicht), fühlen und empfinden, kurzum anders in der Welt stehen. Wie ein eigener Kosmos zeigen sich dann die verschiedenen Menschen – und die müssen dann noch miteinander klarkommen…

Halte ich Berufs- und Privatleben völlig auseinander, wie es ja meist so ist, kann man das, wenn‘s gut geht, gerade noch so hinbiegen: Im Beruf halt‘ ich eben die Seele raus und erfülle, was zu tun ist; das Privatleben umfasst im engeren Kreis meist nur wenige Menschen und ist auch dann oft noch schwer genug. Doch eine Community, wo sich die meisten sowohl in der Arbeit als auch menschlich-persönlich jeden Tag oder zumindest ein paarmal die Woche begegnen und miteinander auskommen müssen? Das stellt schon gewisse Anforderungen an jeden Einzelnen.

Miteinander umgehen lernen – und mit sich selbst

Bei uns ist das so, dass die Intensität der Begegnung zwischen den Mitarbeitern nicht irgendwie vorgegeben ist, sondern die ganze Bandbreite zwischen nah und ferner umfasst. Wir freuen uns über Mitarbeiter, die zwar in Sammatz leben (oder auch in der Umgebung), aber ihr Privatleben weitgehend auf den familiären Rahmen begrenzen genauso, wie über andere, die sich gerne mit vielen auch über alle menschlichen Fragen austauschen. Alle als Menschen in ihrem Wert zu schätzen, ist sicherlich eine Qualität unserer Gemeinschaft. Genauso, wie es für den Wert eines Menschen völlig egal ist, welche Nationalität, Hautfarbe, welches Erscheinungsbild er zeigt oder welchen Beruf er auch ausübt. Wichtig, um miteinander auszukommen – und nicht nur einen festen Status aufrecht zu erhalten, sondern auch einzeln und gemeinsam eine Entwicklung durchzumachen –, sind menschliche Qualitäten wie Zuhören-Können, lernen, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen; das Menschliche überhaupt als spannendes Lernfeld zu betrachten.

Wenn ich entwickeln sage, sind Sachen gemeint, wie sie ja jeder kennt: mit Eifersucht und Neid umzugehen; meine Launen nicht hemmungslos an den anderen auszulassen; einschätzen zu lernen, inwieweit meine Beurteilung einer Situation oder Sache nur aus meiner Subjektivität hervorgeht oder tatsächlich einer objektiven Beurteilung entspricht. Huh, huh, könnte man sagen, wie soll das gehen?

Wertvoller als Gold

Hier kommt dann das ins Spiel, was Goethe in seinem «Märchen» für wertvoller als das Gold hält: das Gespräch. Das lebt von Ein- und Ausatmung, sprich vom Zuhören und vom Selbst-Reden – und vom Fragen! Ein Weiteres ist Ehrlichkeit und Vertrauen. Das heißt mit anderen Worten: bereit zu sein, Freundschaft zu schließen. Denn sich wirklich zu begleiten auf seinem Weg, ist nur möglich, wenn ich auch über Dinge spreche, die scheinbar peinlich, blamabel, oder mit Sicherheit für jeden anderen – so glaub ich´s jedenfalls – völlig unverständlich sind. Ein Raum, wo sich Seelen freundschaftlich begegnen. Wird der verletzt, vielleicht durch fehlenden Takt, Lust am Gequatsche oder das Einsetzen irgendwelcher Infos für Zwecke, die nur meinem Vorteil dienen – – all das beschädigt den Seelenraum, der in seiner positiven Auswirkung unsere Gemeinschaft prägt und auch anderen Menschen die Möglichkeit gibt, einfach so zu sein, wie sie sich als Mensch eben fühlen.

Aber auch damit umzugehen will gelernt werden, da es auf dem Weg zur Freundschaft ohne gegenseitige Verletzungen, Neidanfällen oder andere Taktlosigkeiten leider nicht abgeht.
«Welch ein Arschloch, dem sag‘ ich nie wieder was»; «Wie kann man nur mein Vertrauen so missbrauchen, der/die gehört doch rausgeschmissen!»: Solcherlei begegnet uns auf diesem Weg immer wieder und auch nach 20 Jahren noch, doch kann damit ja umgegangen werden.

Wenn es ausgesprochen wird, wenn man sich aus der völligen Identifizierung damit wiederum lösen kann, wenn man die Sachen aus der unmittelbaren Emotion herausholt und bemerkt, dass der andere ja auch kein größeres Schwein ist als man selbst, zeigen sich doch meist Wege der Lösung des Problems.

Alles mühsam, aber wie soll Community anders gehen?!
Da helfen auch keine psychologischen oder spirituellen Techniken, die schematisch zu erlernen sind, sondern nur das mühevolle Ringen mit sich selbst, so langsam ein ‹besserer Mensch› zu werden. Wobei einem zunehmend mehr auffällt, wie viel mir dazu noch fehlt.

Denken und Leben

Das Ganze funktioniert nur, wenn wir eine seelische Tätigkeit ernst nehmen, die zwar jeder Mensch fortwährend benutzt, aber eigenartiger Weise über diese weder nachdenkt, noch es für nötig hält, diese zu üben: das ist das Denken, welches wir brauchen, um im täglichen Umgang miteinander auszukommen. Es gibt mir sowohl die Möglichkeit der Reflektion, als auch kann es mich zur Einsicht führen, wie eine Sache in fördernder Weise zu beurteilen und anzufassen ist. Wenn man einfach mal näher darüber nachdenkt, bemerkt man, dass wir uns überhaupt nur über das Denken und die Begriffe der Dinge, die dieses verarbeitet, verständigen können, wissen, was gemeint ist. Selbst wenn ich in jemanden verliebt bin, bekomme ich das erst bewusst mit, wenn ich mir einen Begriff davon bilde. Sonst bleibt das ein träumender Zustand, der mich unbewusst und ungesteuert durch die Welt treibt. Je genauer ich daher ein Ding begrifflich beschreiben kann, desto besser gelingt die Verständigung untereinander. Das geht von einer einfachen Arbeitsbesprechung bis zu tiefgreifenden menschlichen oder philosophischen Fragen.

Gedanken nicht einfach so schweifen zu lassen, ist halt nicht einfach

Wir legen deshalb auf das Element des Denkens und dessen Ausbildung großen Wert, auch wenn das oft nervig und anstrengend ist. Gedanken nicht einfach so schweifen zu lassen, ist halt nicht einfach, denn exakt denkend sich zu äußern stellt Anforderungen, die physisch vergleichbar sind mit dem intensiven Training in einem Fitness-Studio. Das Denken ist daher für mich zuerst anstrengend, doch du wirst sehen: Wir anderen Menschen haben viel davon. Und du selbst auch.

Wir sind durch die Anthroposophie Rudolf Steiners darauf gekommen, diesen Weg zu gehen. Dadurch haben wir uns, soweit möglich und immer wieder nachprüfend, zum Beispiel auch davon überzeugt, dass das jetzige Leben nicht nur Anfang und Ende unserer Existenz bedeutet, sondern eines in einer ganzen Reihe vorheriger und noch folgender Inkarnationen ist. Für uns ist der Umgang mit Erlebnissen, zu denen dieser Gedanke führt, immer wieder in der Weise fruchtbar gewesen, dass wir gefunden haben, dass eine ganze Anzahl von Problemen, die sich im menschlichen Umgang auftun, nur unter Einbeziehung von Ereignissen lösbar sind, die weiter zurückliegen als mein jetziges Erdenleben. Auch das haben wir wiederum nicht durch irgendwelche spirituellen Techniken erreicht, sondern durch die Intensität des seelisch-geistigen Erlebens im täglichen Umgang miteinander.

So kann man sagen, dass nüchternes Denken und intensives Miteinander-Leben so etwas wie die Grundpfeiler unserer Community sind. Die Probleme, über die ich hier zuerst berichtet habe, die halt immer auftreten, wenn man so etwas wie Gemeinschaft aufbauen will, sind nur durch das Lernen von Qualitäten zu lösen, die auf diesen beiden Tätigkeiten beruhen und aus diesen hervorgehen. Das prägt unser Zusammenleben und -arbeiten, die Atmosphäre des Ortes wie auch den Umgang mit der Natur. Es führt zu einem spirituellen Leben, das heißt zu einem solchen, das davon ausgeht, dass eine übersinnliche Welt unsere sinnliche Welt durchdringt.

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